Sicherheitseinweisung auf Yachten

Eine Sicherheitseinweisung an Bord ist wie das Vorlesen der Spielregeln, bevor das Abenteuer beginnt – zugegeben, manchmal etwas trocken. „Wer die Sicherheitseinweisung in’s Logbuch einträgt, ist mit einem Bein aus dem Knast“, sagte mir damals mein Segellehrer. Diese Worte habe ich irgendwie nie vergessen.

Besonders der Untergang der Bayesian hat uns allen eindrücklich vor Augen geführt, dass auch Größe und Luxus einer Yacht keinen automatischen Schutz vor den Launen des Meeres bieten. Im Gegenteil: Gerade auf den sogenannten schwimmenden Palästen lauern manchmal Gefahren, denen man bei einer kleineren 12-Meter-Yacht nicht ausgesetzt ist.

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Die Bayesian – eine 56 Meter lange Schönheit mit allem erdenklichen Komfort. Gigantische Masten, ein Design, das selbst James Bond neidisch machen würde, und modernste Technik, die wohl auch auf dem Mars noch funktioniert hätte. Doch als eine plötzliche Wasserhose vor Sizilien auf sie traf, zeigte sich, dass auch eine Yacht dieser Größe den Kräften der Natur nicht gewachsen ist. Da hilft der teuerste Bord-Whirlpool wenig, wenn man nicht weiß, wie man die Rettungsinsel bedient oder einen Notruf absetzt.

Größere Yachten haben ihren Reiz, keine Frage. Sie bieten Platz, Komfort und oft das Gefühl von Unbesiegbarkeit. Aber dieses Gefühl trügt. Komplexere Technik bedeutet auch, dass es mehr gibt, was schiefgehen kann. Türen, die nicht richtig schließen, ein Mast, der den Schwerpunkt gefährlich nach oben verlagert, oder Crewmitglieder, die nicht zu hundert Prozent wissen, wo der nächste Feuerlöscher hängt – all das kann in einer Notsituation fatale Folgen haben. Größe beeindruckt, aber sie schützt nicht. Es ist ein bisschen wie im Leben: Manchmal sind die Kleinen die Clevereren.

Auf einer 10- oder 12-Meter-Yacht ist die Sache oft direkter. Jeder weiß, wo alles ist, weil es gar nicht so viel gibt, was man sich merken muss. Die Rettungswesten hat jeder bei sich in der Kabine, die Luken sind überschaubar, und wenn etwas knarzt, hört es jeder. Dafür kann es auch hier gefährlich werden, wenn man Gefahren nicht erkennt, bzw. kommen sieht.

Eine gute Sicherheitseinweisung sollte also nie von der Größe des Bootes abhängen, sondern zeugt vielmehr von dem Verantwortungsbewusstsein des Schiffsführers. Es geht darum, vorbereitet zu sein, ohne die Stimmung zu vermiesen. Denn nichts ist beruhigender, als zu wissen, dass im Notfall jeder weiß, was zu tun ist.

Am Ende ist es wie mit einem guten Segeltag: Eine gute Vorbereitung ist alles. Größe mag beeindrucken, aber sie rettet einen nicht, wenn es ernst wird. Die Natur kennt keine VIP-Lounge, und das Meer spielt nicht nach unseren Regeln. Also, vor dem ersten Auslaufen: Einmal alle an Deck, Sicherheitsanweisungen auf humorvolle, aber ernsthafte Weise durchgehen – und dann mit gutem Gefühl die Leinen los werfen. Schließlich soll das Abenteuer auf See ein Genuss bleiben, ohne dass man unfreiwillig ein Kapitel für die nächste Unfallstatistik schreibt.


 

 

 

 

Autorin: Silke Eggert