Ischia zu Ostern war ja völlig ungeplant, zwischen lauter Römern und Neapolitanern, die dort ihre Ferien verbrachten, jeder mit eigenem Wagen, weswegen die Uferstraße laut und gefährlich war. Neben unserer Cinderella habe ich nicht viel gesehen: Das Cafe am Platz, einen Weg hinauf zum geschlossenen Hotel Paradiso, und einen Blick auf Ischia Hafen, in das uns ein mit Menschen vollgestopfter Kleinbus brachte. Man hat uns aber freundlich aufgenommen, der Hafenmeister von Casamicciola erließ uns sogar noch eine halbe Nacht auf der Rechnung.

Ganz anders ist es Lothar neulich mit einem anderen Schiff im Städtchen Symi in der Ägäis ergangen, die Geschichte hat er eben an Deck erzählt und ich kann sie hier nicht verschweigen:

Als Doro und er ihren Anker lichten wollten, hatte dieser sich am Grund in einer anderen Kette verhakt. Sie sahen noch, dass alles an einem Stockanker hing, bekamen das Ganze aber ohne fremde Hilfe nicht  heraus. Schräg gegenüber des Ankerplatzes befand sich eine Bäckerei. Der Bäcker, der auch Hobbytaucher war, bot sich an, die Ankerketten für sie zu klarieren. Sie einigten sich auf die Summe von hundert Euro und schlugen ein. 

Nach einiger Zeit kam der Mann in einem feuerroten Powerboot angefahren, begleitet von seinem Söhnchen, der ähnlich rundlich war wie er selbst. Der Bäcker hatte zunächst Mühe, sich in seinen Taucheranzug zu zwängen und musste sich erst einölen. Als er dann schließlich abtauchte, hielt der Sohn das Schlauchboot auf Position. Es dauerte nicht lange, da war der Anker wieder frei. Stolz präsentierte der Bäcker den Stockanker an der Kette. Als Lothar die vereinbarte Summe von hundert Euro übergab, kam er auf die Idee, dass er den Stockanker ja auch mitnehmen könnte, immerhin hatte er die Bergung des schikanösen Gegenstandes doch finanziert. Schnell wurde klar, dass dies dem Bäcker nicht in den Kram passte – er bestand darauf, dass der Anker an Ort und Stelle bleiben müsse.

Davon aufgebracht ging Dorothea zum Hafenpolizisten und erzählte von dem unglaublichen Vorfall. Der Hafenpolizist aber zuckte nur die Achseln und ließ erkennen, dass diese Dinge nicht sein Bier waren. Und so fuhren Lothar und seine Frau ohne Stockanker aus Symi heraus, nicht aber, ohne ihre Lektion in Hafenwirtschaft bekommen zu haben.

Auch auf Ischia stand die Summe von hundert Euro im Raum – für die Reparatur des ausgerissenen Genuatopp-Gurtbandes. Dafür wurde das schwere Vorsegel aber auch am Karsamstag von drei kräftigen Insulanern abgeholt und am Ostersonntag Punkt zwölf korrekt repariert wieder auf der Yacht abgeliefert, obwohl zeitgleich auf der Piazza von Casamicciola die Auferstehungsgeschichte Jesu mit Weihrauch und Böllerschüssen vor der gesamten Gemeinde zum Besten gegeben wurde. Zu dieser Zeit pfiff der angekündigte Sturm über den Kampanischen Archipel hinweg. Die Fähren hatten ihren Betrieb eingestellt. Wir nutzten den verbliebenen Tag für eine wahre Schrauberorgie: Wir richteten die Ankersicherung, nahmen einen Motorcheck vor, klarierten die Logge, setzten den hydraulischen Piloten wieder in Gang, korrigierten das NMEA-System der vernetzten Geräte, zogen mich hoch auf den Mast …

Derweil korrespondierten wir noch mit den Voreignern, um dieses und jenes fehlende Detail über das Schiff herauszufinden.

Zu allem Überfluss quittierte am Feierabend die Wasserpumpe ihren Dienst und hielt uns noch zwei Stunden auf Trab. Erst dann konnten wir, von technischem Gedöns erschöpft, sagen:

«Wir sind wieder zum Auslaufen bereit!»