Bei uns rufen sie oft an, wenn es schnell gehen muss. Zum Beispiel, wenn zwischen Anfrage und Abfahrt nicht mal eine Woche liegt. So auch dieses Mal: Eine werftneue Moody 41 DS, gerade „vom Band gefallen“ in Greifswald, kostet über eine halbe Million, soll von ebendort mit einem festen Zeitfenster in 2 Tagen nach Heiligenhafen überführt werden.
Habt ihr ein Team, fragt der Kunde – als ob die Skipper bei uns den ganzen Tag auf der Bank sitzen würden, immer zur Abfahrt bereit.
Klar, sage ich und fange schon im Hintergrund an zu heuern. Habe bereits einen Skipper im Kopf, der passen könnte. Rufe ihn an – Bingo! Aber wer kommt da noch mit? Er kennt niemanden, der gerade Zeit hat. Ich werfe unseren Verteiler an, sende eine Rundmail an über 1.000 Leute, die bei uns ihre Infos hinterlegt haben. Es melden sich drei. Einer kommt aus Berlin. Hat einen Yachtmaster Ocean und einen Sporthochseeschifferschein. Könnte was sein, aber ist der auch ok?
Inzwischen ist es keine reine Überführung mehr; der Eigner hat sich angekündigt. Ein deutscher Herzchirurg, wohnhaft London, kommt eingeflogen und will auch mitfahren.
Unser Skipper ist schon am Abend vor der Abfahrt da, das ist professioneller. Alles voller Planen und Pappen an Bord. Dreckig. Neues Schiff eben. Am nächsten Morgen treffen Eigner und Copilot ein. Mittags kommt die zusammengewürfelte Truppe endlich raus, abends sind Sie in Stralsund. Die Stimmung ist gut. Am nächsten Tag ziehen sie es weiter durch. Kein Kaffee an Bord und auch nicht viel zu essen.
Abends schreibt unser Captain: „1823 fest in Heiligenhafen. Keine besonderen Vorkommnisse!“
Ich freue mich.
Nix passiert. So läuft das eben mit den neuen Schiffen…